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Gotische Bank

Als wir dieses Jahr auf Märkten unterwegs waren, kam die Idee auf, daß eine Sitzgelegenheit vor dem Zelt praktisch wäre. Egal, ob nun wir selbst drauf sitzen, wenn grade mal nichts los ist, oder auch die vielgelaufene Kundschaft, oder auch deren Anhang :-) Der Stuhl ist zwar schön zum Sitzen, aber nur für eine Person, und kann auch wegen seiner Höhe nur neben dem Zelt stehen. Eine Sitzbank wäre geeigneter, da waren wir uns einig.


Entwurf (hier die beiden Seiten)

Anpassen der Kreuzverbindung des Querstegs

Die Idee reifte dann ein paar Monate, bis ich mir überlegt hatte, wie die Verbindungen aussehen sollen, um die Bank so gut transportierbar zu machen wie den Steckstuhl, oder sogar vielleicht noch besser. Der Quersteg und die Seitenbretter werden mit Kreuzverbindungen aneinander befestigt, es ragt also nichts aus der Ebene auf. Durch die große Länge (7cm, gesamte Überlappung also 14cm) hält diese sehr fest und es wackelt nichts. Die eigentliche Sitzfläche wird dann durch vier Zapfen auf der Grundkonstruktion gehalten. Diese bleiben ebenfalls in der Ebene der Seitenbretter, stören also nicht beim Verladen im Auto!

Wie beim Stuhl auch habe ich an mehreren Stellen Maßwerk zur Verzierung angebracht, das mit der Stichsäge ausgeschnitten und dann nachbearbeitet wurde. Mehr Aufwand machten aber die Schlitze für die Kreuzverbinder und die Löcher in der Sitzfläche für die Zapfen, da diese sehr genau gearbeitet sein müssen, damit sie sowohl leichtgängig sind als auch fest halten. Die Grobarbeit erledigte ich dabei mit dem Stemmeisen, soweit es die Faserrichtung erlaubt, den Rest dann mit Raspel und Feile. Sobald die Teile endlich ohne Kraftaufwand ineinandergleiten, habe ich sie noch geschliffen (180er Korn) und geölt, wodurch die Verbindungen leichtgängig werden, ohne Stabilität zu verlieren. Die Bank läßt sich auch tatsächlich kinderleicht zerlegen und zusammensetzen — diese Behauptung wurde auch prompt von Kindern getestet und bestätigt :-)

Im Bild oben sieht man die Einzelteile nach dem Anpassen aller Verbindungen, aber noch bevor die Verzierungen "glattgefeilt" wurden. Man erkennt in der Vergrößerung auch am linken Schlitz eine Markierung aus drei Punkten, die zusammengehörige Seiten kennzeichnet. Im Foto links sind dann schließlich alle Teile vollendet, ein paarmal geölt und zusammengesetzt; fertig!

Als Holz habe ich mir übrigens für dieses Stück mal etwas Besonderes gegönnt, nämlich Erle. Abgesehen davon, daß ich Erlenholz auch beim Gravieren schätzen gelernt habe, hat es die praktische Eigenschaft, ziemlich unempfindlich gegen Feuchtigkeit zu sein. Im harten Marktalltag kann das nur von Vorteil sein!